Fragt man Trainer Nicolai Elfner nach seiner Meinung zur vergangenen Saison, kann es eine kleine Weile dauern, bis man eine Antwort bekommt. Er legt die Stirn in Falten und überlegt, bis er
schließlich sagt: „Zu 100% zufrieden sein können wir damit natürlich nicht“.
Zwischen dem verdienten Aufsteiger aus Leutershausen (Glückwunsch nochmal an dieser Stelle) und der TSG stehen am Ende ganze drei Mannschaften und 11 Punkte. Zu viel aus Sicht der Germanen, die durchaus mit Ambitionen in die Saison 2018/2019 gestartet waren. Als Vorjahres-Zweiter wollte man zeigen, dass man erneut um den Aufstieg mitspielen kann und der zweite Platz aus 2018 kein glücklicher Zufall war. Doch nach Jahren der stetigen Steigerung, muss die vergangene Saison jedenfalls als Stagnation bezeichnet werden. Auf den Aufstieg in die Landesliga folgte der Aufstieg in die Verbandsliga, wo man als Tabellenzweiter sogar am dritten Aufstieg in kürzester Zeit geschnuppert hatte. Doch nun folgte ein erster Dämpfer.
Auch für den erfolgsverwöhnten Trainer Nicolai Elfner eine ungewohnte Situation: „Während bei ‚König der Löwen‘ Simba den Großteil der Steppe in Licht getaucht sieht und nur ein kleiner Teil von Schatten bedeckt ist, war unsere vergangene Saison leider deutlich heterogener“ analysiert der leidenschaftliche Disney-Fan die vergangene Spielzeit. Um in dieser Metapher zu bleiben: Es war zu viel Elefantenfriedhof und zu wenig Königsfelsen.
Da stellt sich natürlich in der Nachbereitung die Frage: Woran hat´s gelegen? Schon bei einer oberflächlichen Analyse kristallisieren sich hier zwei Knackpunkte heraus: Zum einen waren die Germanen nach ihrem zweiten Platz aus der Vorsaison nicht mehr der Underdog, sondern gingen vielmehr in die meisten Spiele in der Rolle des Favoriten. Zum anderen ging der Heimnimbus der TSG im Laufe der Saison verloren. Spielte man sonst zu Hause immer selbstbewusst auf und war vor der Runde seit Menschengedenken ohne Heimniederlage gewesen, verlor man im letzten Jahr gleich drei Heimspiele und konnte einige mehr nur mit Mühe und Not gewinnen.
An den negativen Höhepunkt erinnert sich ganz Dossenheim nur unter großen körperlichen und seelischen Schmerzen: Die Derbyniederlage in Handschuhsheim. Auch Coach Elfner zuckt während des Interviews leicht zusammen, als dieses Spiel zur Sprache kommt. „Das Match fiel bezeichnenderweise gerade in unsere schwächste Phase zum Rundenende. Hier haben wir nächstes Jahr einiges wiedergutzumachen!“
Allerdings weigert sich der Trainer, alles schwarz zu sehen. „Wir hatten auch einige wirklich gute Partien dabei. Der Derbysieg in Eppelheim oder auch das hart erkämpfte Unentschieden in Rot fallen mir hier spontan ein. Was uns gefehlt hat war die Konstanz.“ Dies sieht auch Michael Winterer so und er ist seines Zeichens immerhin der Konstanz-Experte der Germanen.
Mit Abschluss der Fehleranalyse wird es dann aber auch Zeit die alte Saison abzuhaken und sich auf die neue Spielzeit zu konzentrieren. Da die Germanen bekanntermaßen einige Spieler im Kader haben, die gelegentlich mit Konzentrationsschwächen zu kämpfen haben (Namen dürfen hier leider nicht genannt werden), hat man bereits Anfang Juni mit der Vorbereitung auf die neue Runde begonnen. Der Plan sieht vor, ab September eine topfitte und hochmotivierte Mannschaft an den Start zu bringen, die wieder näher an die Spitzengruppe der Verbandsliga heranrücken kann.
Tartanbahn & Thingstätte statt Ballermann & Bierkönig lautet nun also seit gut zwei Monaten das Motto in Dossenheim. Und die Motivation sich wieder zu steigern ist bei jedem einzelnen Spieler spürbar. „Es macht Spaß zu sehen, wie alle in jeder Einheit an ihr Limit gehen und bereit sind sich für den Erfolg zu quälen“ resümiert Nicolai Elfner die ersten Monate der Vorbereitung. Sämtliche Spieler, allen voran Abwehrchef Nils Zach, schaffen es in den Einheiten alles aus sich herauszuholen.
Eine Zusatzmotivation erhalten viele Spieler aus dem privaten Umfeld. Denn der Trend zum Kleinkind hat nun endgültig auch die Germanen erfasst. Da einige Spieler es dem Verein gleichgetan haben und den Fokus auf die Nachwuchsarbeit gelegt haben, wird man die kommende Spielzeit mit gleich fünf Vätern in Angriff nehmen.
Zu guter Letzt gilt es auch noch einige Abgänge zu kompensieren. So hat -zur Erleichterung vieler gegnerischer Mannschaften- der „Agressive Leader“ Nicolai Mohr seine Handballschuhe an den Nagel gehängt. Auch Nachwuchstalent Philipp Pfisterer hat den Verein verlassen. Weitere Personalien hängen momentan noch in der Schwebe, da manche Jungspunde in der Mannschaft ihrer Bildung (unverständlicherweise) höhere Priorität beimessen als dem Verbandsligatitel und möglicherweise ihr Studienglück außerhalb Heidelbergs suchen.
Doch egal wie der Kader zu Beginn der kommenden Spielzeit auch aussehen mag: Mit der TSG Germania Dossenheim wird auch nächste Saison wieder zu rechnen sein.